Ally – Pädagogin auf vier Pfoten
Ein Tag mit der neuen Schulhündin an der Realschule Am Kattenberge
Morgens. Kurz nach halb 8: Der erste Weg führt ins Sekretariat. Vorbei an wartenden Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern direkt hinten den Tresen zur Schulsekretärin. „Unsere Sekretärin ist zwar sehr nett, aber noch netter sind ihre Leckerlies“, erklärt Inken Fiebelkorn, Lehrerin und Allies „Frauchen“ lachend.
Gestärkt und zusätzlich noch mit Streicheleinheiten versehen, geht es jetzt kurz ins Lehrerzimmer. Wobei kurz nicht immer klappt. Auch hier gibt es jede Menge kraulfreudige Kolleginnen und Kollegen. Um kurz vor 8 Uhr machen sich Lehrerin Fiebelkorn und die zweijährige Golden Retriever-Dame auf den Weg in die Klasse 5a. „Ich muss mit Ally tatsächlich früher losgehen als ohne sie“, sagt die 29-jährige Pädagogin. Warum wird schnell klar. Ally ist im wahrsten Sinne des Wortes bekannt wie ein bunter Hund.
Angekommen im Klassenraum der 5a: Deutsch steht auf dem Stundenplan. Ally begibt sich direkt auf ihren festen Platz. Das ist ritualisiert. Erst wenn Inken Fiebelkorn in Arbeitsphasen zu den Schülerinnen und Schülern geht, verlässt die Hündin ihre Decke und kommt mit. Jetzt beginnt ihre eigentliche „Arbeit“. Die Kinder streicheln sie, geben einfache Kommandos und Leckerlies. „Ich kann mich manchmal nicht so gut konzentrieren“, sagt Hannah aus der 5a, „Ally muss mich nur angucken, dann geht es schon wieder besser.“ Bereits diese Situation zeigt Inken Fiebelkorn, was ein Pädagoge auf vier Pfoten leisten kann. „Ally schafft oft auch Gesprächsanlässe, sie schafft es Bindungen aufzubauen und merkt, wenn es Kindern schlecht geht – ein paar Kuscheleinheiten und der erste Schmerz ist gelindert“, sagt Fiebelkorn. Auch Schulleiter Fabian Linder lobt den Einsatz des Schulhundes. „Allein ihre Anwesenheit strahlt Ruhe aus, sie ist ausgleichend, ein beruhigender Faktor, den viele Schülerinnen und Schüler gern in Anspruch nehmen.“
Die Deutsch-Stunde nähert sich dem Ende. Ally ist nach ihren Runden zwischenzeitlich wieder auf ihre Decke gegangen. Und manchmal ist sie da auch eingeschlafen. Vorteil Hund – das dürfen die Schülerinnen und Schüler nicht. Nach 90 Minuten ist nicht nur die Deutsch-Stunde vorbei, sondern auch Allys Arbeitstag. Ally darf laut Tierschutz nämlich nur 90 Minuten am Tag arbeiten. Die Zeiten müssen sogar erfasst werden. Während Inken Fiebelkorn noch weiteren Unterricht an diesem Tag vor sich hat, wartet Ally brav im Lehrerzimmer. Kolleginnen und Kollegen, die gerade eine Freistunde haben, kraulen gern. Und wenn niemand dort ist, lohnt sich der Abstecher ins Sekretariat bestimmt.
Text & Bilder: Thomas Nagorny